Morgen geht mein Fasten zu Ende. Ich werde zum Frühstück gaanz langsam und seehr genüsslich einen Apfel essen! Und mich so in den nächsten vier Tagen gemäss der Nahrungspyramide wieder an das Essen gewöhnen. Mit dem Fasten habe ich mich den Mechanismen des täglichen Lebens ein Stück weit entzogen. Habe einer Alltagsroutine zuwiderlaufenden Praxis gefrönt.
Eine Übung, in der ich Lebenssteigerung in anderer Weise erfahren kann, als sie mir in den Normen der Leistungs- und Konsumgesellschaft vorgeführt wird. Ich lerne Nahrungsmittel wieder als Gabe begreifen, die ich gebrauchen, aber nicht missbrauchen darf. Eine Gabe, die auf der Erde ausreichend vorhanden ist und auf die alle Menschen das gleiche Anrecht haben. Fasten bedeutet für mich Einüben der ethisch geforderten, Not wendenden Selbstbegrenzung.
Noch ein kleines Erlebnis: Als ich bei der Bäckerei vorbei lief, habe ich die verschiedenen feinen Brote «gerochen und geschmeckt». Bilder von hungernden Menschen tauchten vor meinem inneren Auge auf. Schlagartig wurde mir bewusst, wie sich Menschen fühlen müssen, wenn sie uns aus hungrigen Augen ansehen und ihre müden Hände träge nach unserer Hilfe ausstrecken. Verzicht macht einsichtig und bereit für die Not der anderen.
Ich behaupte: Wo Menschen, sensibilisiert z.B. durch Fasten, aus Liebe zum Leben sich den Einsatz für eine gerechtere Welt etwas kosten lassen, weicht die Resignation und wächst die Bereitschaft, etwas zu verändern!